Wissenschaftliche Hintergrundinformationen zu Fadenalgen

Teich mit Fadenalgen, Sonneneinstrahlung und Nährstoffzufuhr. Symbole zeigen den Einfluss von Licht, Nährstoffen und Temperatur.

Fadenalgen – die unterschätzten Bewohner unserer Teiche

Fadenalgen sind ein häufiges Problem in Teichen, aber nur wenige Teichbesitzer verstehen, wie sie funktionieren und warum sie sich so hartnäckig ausbreiten. Fadenalgen sind nicht nur unschön, sondern können auch das ökologische Gleichgewicht im Teich stören. In diesem Ratgeber gehen wir der Frage nach, was Fadenalgen ausmacht, welche biologischen Prozesse sie steuern und wie man mit einem tieferen Verständnis ihrer Lebensweise nachhaltige Maßnahmen zur Bekämpfung ergreifen kann.

Was sind Fadenalgen? Biologie und Lebenszyklus

Fadenalgen (Cladophora) gehören zur Gruppe der Grünalgen und sind einfache, einzellige Organismen, die in langen, fadenartigen Strukturen wachsen. Sie kommen in Süßwasser- und manchmal auch in Brackwasser-Umgebungen vor, insbesondere in Teichen, Seen und langsam fließenden Gewässern.

a) Struktur und Wachstum

Fadenalgen bestehen aus Ketten von einzelligen Algen, die zusammen fadenartige, grüne Matten bilden. Sie können sowohl an festen Oberflächen wie Steinen und Pflanzen haften als auch frei im Wasser treiben. Besonders in stehenden oder nährstoffreichen Gewässern vermehren sich Fadenalgen schnell und können große Teile des Teichs überwuchern.

Das Wachstum von Fadenalgen hängt stark von drei Faktoren ab:

  • Nährstoffe (vor allem Nitrat und Phosphat)
  • Licht (für die Photosynthese)
  • Temperatur (Algen wachsen schneller bei wärmeren Temperaturen)

b) Fortpflanzung

Fadenalgen pflanzen sich hauptsächlich durch Sporenbildung fort. Diese Sporen entstehen in den Algenzellen und werden ins Wasser abgegeben, wo sie neue Algenkolonien bilden können. Die Sporen sind extrem widerstandsfähig und können über längere Zeit in ungünstigen Bedingungen überleben. Neben der Sporenbildung vermehren sich Fadenalgen auch durch Fragmentierung, bei der abgebrochene Algenstücke zu neuen Kolonien heranwachsen.

Nährstoffe als Hauptfaktor: Phosphat und Nitrat

Fadenalgen benötigen wie alle Pflanzen Nährstoffe zum Überleben, insbesondere Phosphat und Nitrat. Diese Nährstoffe gelangen auf verschiedenen Wegen in das Teichwasser, sei es durch:

  • Laub und organische Abfälle,
  • Fischfutter und Ausscheidungen,
  • Regenwasser, das Düngemittel von umliegenden Flächen einträgt.

a) Phosphat – der Wachstumstreiber

Phosphate sind eine der Hauptquellen für das Algenwachstum. In natürlichen Gewässern ist Phosphat oft ein limitierender Faktor, doch in künstlichen Teichen und Gärten kann es durch Überfütterung oder Bodenerosion leicht in übermäßigen Mengen vorkommen. Schon geringe Mengen von Phosphat reichen aus, um das Algenwachstum zu fördern. Dies wird oft als „Phosphat-Falle“ bezeichnet, da überschüssiges Phosphat im Schlamm des Teichbodens gespeichert und bei Störungen oder starken Regenfällen freigesetzt wird.

b) Nitrat – der Nährstoff aus dem Stickstoffkreislauf

Nitrat ist ebenfalls ein Schlüssel-Nährstoff für Fadenalgen. Es entsteht vor allem durch den Abbau organischer Substanzen wie Fischkot oder Laub im Wasser. Nitrat kann ebenfalls über das Regenwasser in den Teich gespült werden und ist ein natürlicher Bestandteil des Stickstoffkreislaufs. Wenn Nitrat in hoher Konzentration im Teich vorkommt, fördert es das schnelle Wachstum von Fadenalgen.

Wie beeinflusst die Photosynthese das Algenwachstum?

Wie alle Pflanzen betreiben auch Fadenalgen Photosynthese, bei der sie Sonnenlicht nutzen, um Kohlendioxid in Zucker und Sauerstoff umzuwandeln. Dieser Prozess ist essentiell für ihr Wachstum und ihre Vermehrung.

a) Abhängigkeit von Licht

Fadenalgen gedeihen besonders gut in Teichen, die viel Sonnenlicht abbekommen. Je mehr Licht auf den Teich fällt, desto schneller können die Algen Photosynthese betreiben und sich vermehren. Aus diesem Grund sind Teiche, die in direkter Sonneneinstrahlung liegen, besonders anfällig für Fadenalgen. Schattige Teiche oder Teiche mit viel Pflanzenbedeckung auf der Wasseroberfläche haben dagegen weniger Probleme mit Algen.

b) Sauerstoffproduktion und -verbrauch

Ein oft übersehenes Problem ist, dass Fadenalgen tagsüber durch die Photosynthese Sauerstoff produzieren, jedoch nachts Sauerstoff verbrauchen, da sie dann Atmung betreiben wie alle Lebewesen. Bei starkem Algenwachstum kann dies dazu führen, dass der Sauerstoffgehalt im Teich über Nacht gefährlich sinkt, was Fischen und anderen Teichbewohnern schadet. Dieses Phänomen wird als „Sauerstoffschuld“ bezeichnet und tritt vor allem in Teichen auf, in denen die Algenblüte unkontrolliert ist.

Der Einfluss der Temperatur auf das Algenwachstum

Fadenalgen zeigen ein besonders schnelles Wachstum bei warmen Wassertemperaturen. Dies liegt daran, dass die meisten enzymatischen Prozesse, die für das Wachstum der Algen verantwortlich sind, bei höheren Temperaturen effizienter ablaufen.

a) Saisonale Unterschiede

In gemäßigten Klimazonen treten Fadenalgenprobleme besonders im Frühling und Sommer auf, wenn die Wassertemperaturen steigen und die Sonneneinstrahlung zunimmt. Im Herbst und Winter, wenn das Wasser kühler wird, verlangsamt sich das Algenwachstum deutlich, und viele Algenarten gehen in eine Art Ruhezustand über.

b) Thermische Schichtung

In größeren Teichen oder Seen kann es zu einer thermischen Schichtung kommen, bei der sich wärmere Wasserschichten über kälteren Wasserschichten ansammeln. Diese Schichtung kann den Sauerstoffaustausch im Wasser beeinträchtigen und führt dazu, dass sich Nährstoffe in den tieferen Schichten anreichern. Diese Nährstoffe können durch Temperaturänderungen freigesetzt werden und Algenblüten auslösen.

Interaktion zwischen Algen und anderen Organismen im Teich

Fadenalgen stehen in einem ständigen Wettbewerb mit anderen Organismen im Teich, insbesondere mit höheren Wasserpflanzen und Mikroorganismen, die ebenfalls Nährstoffe und Licht benötigen.

a) Konkurrenz mit Wasserpflanzen

In einem gut gepflegten Teich konkurrieren Fadenalgen mit anderen Wasserpflanzen um Nährstoffe. Wenn Wasserpflanzen wie Seerosen oder Unterwasserpflanzen gut gedeihen, können sie den Algen die Nährstoffe und das Licht entziehen, die diese für ihr Wachstum benötigen. Dieser Konkurrenzkampf ist ein wichtiger Grund, warum ein Teich mit vielen gesunden Pflanzen weniger anfällig für Algenblüten ist.

b) Mikroorganismen als natürliche Algenbekämpfer

Mikroorganismen, insbesondere Bakterien, spielen eine wichtige Rolle im Abbau von organischen Substanzen und Nährstoffen im Teich. Sie helfen dabei, Stickstoffverbindungen zu zersetzen und Phosphate zu binden, bevor diese von den Algen aufgenommen werden können. Bestimmte Bakterienarten können sogar direkt das Wachstum von Fadenalgen hemmen, indem sie toxische Verbindungen produzieren, die das Algenwachstum beeinträchtigen.

Was passiert bei übermäßigem Algenwachstum? Die Gefahr von Algenblüten

Wenn Fadenalgen unkontrolliert wachsen, können sie einen großen Teil des Teiches überwuchern und dadurch das ökologische Gleichgewicht stören. Diese sogenannte Algenblüte kann mehrere negative Auswirkungen haben:

  • Sauerstoffmangel: Wie bereits erwähnt, können dichte Algenmatten über Nacht den Sauerstoffgehalt stark reduzieren, was zu Sauerstoffmangel für Fische und andere Teichbewohner führen kann.
  • Verschattung von Wasserpflanzen: Algen, die auf der Wasseroberfläche wachsen, können das Licht blockieren, das andere Wasserpflanzen für die Photosynthese benötigen. Dadurch verkümmern die Pflanzen und sterben ab.
  • Erhöhung der organischen Last: Wenn die Algen schließlich absterben, sinken sie auf den Teichboden und zersetzen sich. Dieser Abbauprozess verbraucht zusätzlichen Sauerstoff und führt zu einer Anreicherung von organischem Schlamm, der wiederum das Algenwachstum in Zukunft fördert.

Fazit: Verstehen, um besser zu bekämpfen

Fadenalgen sind ein natürlicher Bestandteil vieler Teiche, doch wenn sie außer Kontrolle geraten, können sie das ökologische Gleichgewicht stören. Indem man die biologischen und chemischen Prozesse versteht, die das Algenwachstum beeinflussen, lassen sich gezielte, nachhaltige Maßnahmen ergreifen. Der Schlüssel liegt darin, das Teichmilieu zu stabilisieren, die Nährstoffzufuhr zu kontrollieren und natürliche Konkurrenzverhältnisse zu fördern.

Dieser wissenschaftliche Hintergrund hilft nicht nur dabei, Fadenalgen besser zu bekämpfen, sondern auch langfristig einen gesunden, ausgeglichen


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